Chancen und Risiken mit neuen Domainendungen (nTLD)

12.01.2016

Weil wenige kurze und einprägsame Adressen unter den bereits verfügbaren Domainendungen, vor allem bei den generischen (.com, .net, .org) und länderspezifischen Endungen (.de) verfügbar waren, hat ICANN 2000 und 2004 weitere generische Top-Level-Domains eingeführt. Verschiedene Interessen haben zu einer massiven Erweiterung geführt, so dass inzwischen Hunderte neuer Domainendungen zur Verfügung stehen und weitere vor ihrer Einführung stehen. Die damit vorhandenen Möglichkeiten, Begriffe und nTLD-Endungen zu neuen Internetadressen zu kombinieren, werden von vielen durchaus positiv wahrgenommen und geschätzt. Interessenten bestellen Domains vor und registrieren diese. So findet mancher schnell eine neue Kombination aus Wunschbegriff und Endung, die zunächst, möglicherweise aufgrund besonders günstiger Einführungsangebote, auch finanziell überschaubar scheint. Hier bestehen neben Chancen auch erhebliche finanzielle Risiken und Interessierte können durchaus gegen ihren Willen dazu beitragen, dass die Registrierungskosten sich ungünstig entwickeln. Wie ist das möglich? Worin bestehen die Risiken bei der Verwendung neuer Domainendungen gegenüber etablierten Endungen wie z.B. ".de"? Die neuen Domainendungen werden bei vielen Registraren unter der Bezeichnung "neue Top-Level-Domain" (nTLD) angeboten. Die Preise sind nicht nur von der Endung abhängig.

Risikofaktor "Premium-Domain" und Registrierungskosten: Drohen unkalkulierbare Kosten?

Einige Vergabestellen haben sich entschieden, die Preisgestaltung für die jeweilige Domain-Endung auch danach zu richten, welcher Domainname registriert werden soll. Eine vollständige Liste solcher "Premium-Domains" ist nicht öffentlich zugänglich und so liegt die Vermutung nahe, dass neben der Kreativität der Registrare bei der Zuordnung von Begriffen und Preisen auch andere Quellen herangezogen werden, aus denen die Begriffe der Premimum-Domains ermittelt werden können: die meist kostenlosen Vorbestellungen, die Domaininteressenten schon vor dem ersten möglichen Tag der Registrierung vornehmen. Diese Zahlen dürften sich einfach ermitteln lassen. Ein Preisvergleich für eine tatsächlich existierende Domain zeigte Preisunterschiede für die selbe Domain bei verschiedenen Registraren: jährliche Kosten von 800€ bis 1500€. Auch die beteiligten Registrare scheinen bei Premium-Domains auch Premium-Provisionen im Auge zu haben. Dass die jährlichen Kosten für Domain-Registrierungen angemessen steigen können, ist selbstverständlich, wo hier aber die Grenzen liegen, dürfte bei den neuen Endungen (nTLD) schwer abzuschätzen sein. Es ist ein Fall bei einem großen deutschen Domainanbieter bekannt, in dem die jährlichen Registrierungsgebühren ab dem zweiten Jahr bereits um 3400% steigen, also das 35-fache betragen sollten. Auch bei einem anderen Anbieter wurden die Kosten für die Verlängerung um über das 30-fache angehoben ohne den Kunden aktiv zu informieren. Die unangenehme Überraschung kann so nach einem oder sogar erst in mehreren Jahren drohen. In solchen Fällen dürfte dem Domaininhaber nur die Kündigung der Domain bleiben, falls er nicht gewillt ist, die nicht unerheblichen Mehrkosten zu tragen. Jährliche Registrierungskosten von fast 1500 Euro sind aber nicht das, was ein Kunde erwartet, falls er eine Domain für ursprünglich 39€ pro Jahr registriert hat. Wurde eine solche Domain bereits verwendet, beworben oder in anderen Printmedien eingeführt, sind die Kosten für eine Änderung nicht unerheblich und ein erhebliches geschäftliches Risiko, auf die die Anbieter nicht hinweisen. Auch ein Verkauf der Domain wäre in diesem Fall für den Inhaber keine Lösung, da schon die jährlichen Registrierungskosten den möglichen Verkaufswert der Domain übersteigen können. In einem bekannten Fall, äußerte eine leitender Angestellter eines sehr großen Domain-Anbieters lediglich Verständnis für die mögliche Enttäuschung über die unerwartete Preissteigerung nach einem Jahr und bedauerte die Situation. Maßnahmen zur Schadensbegrenzung wurden dem Kunden nicht vorgeschlagen. Im Gegenteil: ein Preisvergleich zeigte einen über 50% höheren Preis im Vergleich zu einem Registry-nahen Registrar. Man könnte auch an "kalte Enteignung" denken, falls die Registrierungskosten wie beschrieben, unerwartet und erheblich ansteigen.

Länderdomain ".de" - bewährt und sicher

Bei lange eingeführten generischen Domains (.com, .net, .org) und insbesondere bei der länderspezifischen Domainendung ".de" dürfte das Risiko aus vielen Gründen geringer sein. Auch der Inhaber der Domain "bundesregierung.de" wird wahrscheinlich auf Ihrer Seite sein, falls Sie sich gegen eine zu fantasievolle Preisgestalltung bei den jährlichen Registrierungskosten zur Wehr setzen müssen. Die Möglichkeit, eine gut merkbare Domain zu finden, ist nicht so schlecht, wie Sie vielleicht glauben: viele de-Domains, können Sie auch vom bisherigen Inhaber erwerben, falls Sie einmalig einen Betrag investieren, der noch (weit) unterhalb der jährlichen Registrierungskosten einer "Premium-Domain" liegt. Das beschriebene Risiko von untragbaren Preissteigerungen für jährliche Registrierungskosten dürfte bei de-Domains verschwindend gering sein.